28 Feb
1. Frauen Handballmannschaft
Für den Handball um die Welt
Sophie Fasold ist Torhüterin beim Zweitligisten TSV Nord Harrislee – und seit neun Jahren auch US-Nationalspielerin
Luca Sixtus Harrislee
Mexiko, Kuba, Dominikanische Republik. Statt Sonne, Strand und
Entspannung geht es für Sophie Fasold auf all ihren Reisen immer um
Handball. „Ich habe schon einige Sporthallen dieser Welt gesehen",
erzählt die Zweitliga-Torhüterin vom TSV Nord Harrislee. „Es ist aber
nie Urlaub, da wir nur wenige freie Tage haben."
Für den Sport nimmt die 25-Jährige viel auf sich. Sie ist nicht nur
Harrislees Rückhalt, sondern steht auch seit neun Jahren für die
Nationalmannschaft der Vereinigten Staaten von Amerika zwischen den
Pfosten. Neben dem körperlichen und zeitlichen Aufwand ist es vor allem
eine finanzielle Belastung. „Da die Förderung für den Handball in den
USA überschaubar ist, müssen wir Spielerinnen einen Teil der Kosten
selber tragen", sagt Fasold. So muss jede Akteurin für das anstehende
Trainingslager 1000 Dollar (rund 880 Euro) aus dem eigenen Portemonnaie
beisteuern.
Für die gelernte Veranstaltungskauffrau ist es schwierig, Arbeit und
Handball unter einen Hut zu bekommen. „Aber die Liebe zum Sport macht es
möglich." In der Halb-Amerikanerin lodert ein Feuer, das sie immer
wieder antreibt. Mit Harrislee läuft es sehr gut. Als Aufsteiger belegen
„Die Nordfrauen" derzeit den neunten Tabellenplatz und werden sich wohl
frühzeitig den Klassenerhalt sichern. „Damit hatte vor der Saison
keiner gerechnet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben wir uns aber
schnell an die neue Spielklasse gewöhnt", zieht Fasold ein
Zwischenfazit.
Mit der Frauen-Nationalmannschaft der USA steht Ende Mai die
Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Japan an. Dann wird Fasold
erneut nach Mexiko reisen, ehe es Ende Juli zu den Panamerikanischen
Spielen nach Peru geht. Etwa 7000 Athletinnen und Athleten treten in der
Hauptstadt Lima in 39 Sportarten (62 Disziplinen) gegeneinander an. Es
wäre bereits die vierte Teilnahme Fasolds an den „Panamerican Games".
Der Sieger des Handball-Turniers sichert sich das Ticket für die
Olympischen Spiele 2020 in Tokio. „Das wäre natürlich ein Traum, aber
Argentinien und besonders Brasilien sind sehr stark", so Fasold. Schon
mit 17 gab sie im mexikanischen Guadalajara ihr Debüt bei den
Panamerika-Spielen. „Das war ein geiles Erlebnis", erinnert sich Fasold.
Die Torhüterin hat stets große Ziele. Spätestens 2028 soll es mit der
Olympia-Teilnahme klappen – dann ist Los Angeles Austragungsort der
Spiele, die USA als Gastgeber gesetzt und Fasold 34 Jahre alt. Aber
vorher will sich die gebürtige Münchnerin den Traum von einem Auftritt
bei einer Weltmeisterschaft erfüllen.
Und wohin geht die Reise auf Vereinsebene? „Erstmal möchte ich mich
hier in Harislee weiterentwickeln", sagt die 1,74 Meter große
Torhüterin. „Aber irgendwann in der 1. Bundesliga oder im Ausland zu
spielen, ist auch ein Traum von mir."
Dafür hat Fasold in ihrer bisherigen Laufbahn viel investiert.
Nachdem sie im Alter von fünf Jahren aus den USA nach Bayern zog und
neun Jahre beim TSV Ismaning verbrachte, ging es für knapp zwei Jahre
nach Dänemark. „Die amerikanischen Trainer hatten mir gesagt, dass ich
unbedingt in Europa weiterspielen sollte. Der Verband ist mit einigen
dänischen Vereinen Kooperationen eingegangen", so Fasold. Nach einem
halben Jahr bei Bjerringbro FH spielte die Keeperin ihr letztes Jahr als
A-Juniorin bei SK Aarhus und besuchte parallel die dortige
Handball-Akademie.
Den Schritt zum TSV Owschlag, wo Fasold insgesamt sieben Jahre blieb,
hatte die Torhüterin THW-Kiel-Legende Dominik Klein zu verdanken. Der
Ex-Profi und Ehemann von Fasolds Jugendtrainerin in Ismaning, Isabell
Klein, stellte den Kontakt zum TSV her. Auch nach der Fusion zur HG
Owschlag-Kropp-Tetehusen blieb die US-Nationalspielerin dem
Drittligisten erhalten, ehe es im vergangenen Sommer eine Liga höher zum
TSV Nord Harrislee ging.
Auch wenn Fasold in Kiel ihren Lebensmittelpunkt hat, fühlt sich die
Torhüterin den USA sehr verbunden. Auch dank ihrer Mutter, die
mittlerweile wieder in den Staaten lebt, hat sie die amerikanische
Lockerheit gut mit der deutschen Effizienz und Arbeitsmoral kombiniert.
„Ich nehme das Beste von beiden Seiten mit", sagt die 25-Jährige. Mit
Fleiß und Spaß wird sie auch in Zukunft alles für den Handball tun. Und
„immer weitermachen, denn ansonsten kommt man nicht voran".